Zeckensaison in Deutschland

Was Hunde- und Katzenbesitzer wissen sollten

Zecken können durch die von ihnen übertragbaren Krankheiten eine erhebliche Bedrohung für die Gesundheit unserer Haustiere darstellen. Als Halter von Hunden oder Freigänger-Katzen ist es daher besonders wichtig, die Risiken zu kennen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und gezielt auf mögliche Krankheitssymptome zu achten.

Ein Hund und eine Katze kuscheln unbeschwert auf einer Wiese miteinander.

Hund und Katze können mit dem richtigen Zeckenschutz die Natur unbeschwert genießen. Foto: Krista Mangulsone auf Unsplash

 

Zeckensaison in Deutschland

2022 begann die Zeckensaison so früh wie nie zuvor. Die durch den Klimawandel bedingten immer milderen Winter in Deutschland machen das möglich. So sind Zecken inzwischen im Zeitraum von Februar bis Oktober aktiv oder anders gesagt ab einer Außentemperatur von etwa 7°C. Auch die Verbreitung eingewanderter Arten wie der Braunen Hundezecke („Rhipicephalus sanguineus“) wird durch das immer wärmere Klima im Südwesten Deutschlands begünstigt.

 

Zeckenbiss oder Zeckenstich?

Zecken gehören zu den Milbentieren und besitzen einen Stechrüssel, der auch als Hypostom bezeichnet wird. Haben sie eine geeignete Körperstelle gefunden, reißen sie zunächst mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen die Haut ihres Wirtes auf. Im Anschluss stechen sie mit ihrem Hypostom in das Gewebe ein und nehmen das sich angesammelte Blut und die Lymphe auf. Zecken stechen also ihre Wirte. Während des Stechens sondert die Zecke über ihren Speichel betäubende, gerinnungshemmende und entzündungshemmende Substanzen ab. Das ermöglicht erst das lange ungehinderte und durch das Wirtstier unbemerkte Saugen. Der Speichel enthält weiterhin eine Art Kleber, wodurch sich die Zecke fest an den Wirt klebt. Daher ist das behutsame Entfernen sehr wichtig, da sonst das Mundwerkzeug abgerissen wird und in der Haut verbleibt.

 

Zecken und das Ökosystem

Kein Lebewesen ist nur gut oder nur schlecht. Von Zecken gehen ohne Zweifel große Gefahren für uns Menschen und unsere Haustiere aus. Und doch haben sie im Ökosystem ihre Daseinsberechtigung. Zecken sind eine Nahrungsquelle für zahlreiche Vogelarten, aber auch Ameisen, Wespen, Igel und Spitzmäuse gehören zu ihren Fressfeinden. Die Zecke als Parasit und Überträger verschiedener Infektionserkrankungen reguliert hingegen natürlicherweise andere Tierpopulationen. So haben hier in Deutschland Wildtiere wie Rehe und Wildschweine kaum natürliche Fressfeinde, werden aber durch die Zecken etwas eingedämmt.

 

Übrigens: Es ist noch keine Zecke vom Baum gefallen! Zecken fühlen sich in feuchtwarmer Umgebung am wohlsten und halten sich bevorzugt im hohen Gras, im Unterholz, im Gestrüpp und unter Laub auf. Hier warten sie in der Regel, bis einWirtstier vorbeikommt, an welches sie sich anhaften können.

 

Durch Zecken übertragbare Krankheiten

FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), (Erreger: „FSME-Virus”)

FSME ist eine Viruserkrankung mit dem „FSME-Virus” und wird durch einen Stich des Gemeinen Holzbocks („Ixodes ricinus”) übertragen. Menschen sind deutlich häufiger betroffen als unsere Hunde und Katzen.

Mögliche Symptome einer Infektion bei Hund und Katze können Fieber, Appetitlosigkeit, Ataxien, Gleichgewichtsstörungen oder Lähmungserscheinungen sein.


Babesiose (Erreger: „ Babesia canis”, „ Babesia felis”)

Babesiose ist eine Infektionserkrankungen ausgelöst durch Einzeller ( „Protozoen”) der Gattung „Babesia canis” oder „Babesia felis”. Übertragen werden die Einzeller vorrangig durch die mittlerweile heimische Auwaldzecke ( „Dermacentor reticulatus”) und die eingewanderte Braune Hundezecke („Rhipicephalus sanguineus”).

Symptome treten schon sehr schnell nach der Übertragung auf und äußern sich in hohem Fieber, Apathie und Inappetenz. Nach kurzer Zeit leidet das Tier an Blutarmut mit Gelbfärbung der Schleimhäute( „Ikterus”) und der Ausscheidung rotbraunen Urins. Weiterhin können Lahmheiten durch Muskelentzündungen, Probleme der Leberfunktion, Gastritis, Blutgerinnungsstörungen, Krampfgeschehen und schließlich auch der Tod eintreten. Eine frühzeitige Erkennung der Krankheit und die schnelle Behandlung mit speziellen Medikamenten kann hier lebensrettend sein.


Anaplasmose (Erreger: „ Anaplasma phagocytophilum”)

Anaplasmose ist eine bakterielle Infektion durch das Bakterium „Anaplasma phagocytophilum”. Die Zecke muss relativ lange anhaften (36-48h), um die Bakterien zu übertragen. In Deutschland haben schätzungsweise 1/3 bis 1/5 aller Hunde einen positiven Antikörpertiter, was bedeutet, dass sich ihr Immunsystem schon mit einer Infektion auseinander gesetzt haben muss. Manche dieser Infektionen verlaufen symptomlos und bleiben daher unentdeckt. Aktuell ist durch die Therapiemöglichkeiten keine vollständige Erregerelimination im Körper möglich, wodurch eine alte Infektion auch nach Jahren noch „reaktiviert“ werden kann.

Mögliche Symptome, die auftreten können, sind Fieber, Appetitlosigkeit, Apathie, Lahmheiten durch Gelenksentzündungen, Anämie, Magen-Darm-Beschwerden und zentralnervöse Störungen.


Ehrlichiose (Erreger: „Ehrlichia canis”)

Ehrlichiose ist eine bakterielle Infektion durch den Erreger „Ehrlichia canis”. Die Erkrankung betrifft vorrangig Hunde. Übertragen werden die Erreger innerhalb der ersten 48h, in denen die Zecke anhaftet. Die Bakterien setzen sich an den weißen Blutzellen fest und wandern so über die Blutbahn zu den Lymphknoten sowie in Leber und Milz. Durch die eintretende Schwächung des Immunsystems kommt es häufig zu weiteren Infektionen, zum Beispiel mit Babesiose oder Leishmaniose.

Ehrlichiose kann über Monate nahezu symptomlos verlaufen, äußert sich dann aber in Apathie, Appetitlosigkeit und Blutungsneigung sowie (selten) neurologische Symptome wie Krämpfe und Lähmungen.


Borreliose (Lyme-Disease), (Erreger: „Borrelia burgdorferi”, „Borrelia anserina”)

Die Borreliose ist eine bakterielle Infektionskrankheit übertragen durch Zecken. Es können mehrere Wochen vergehen, bevor sich erste Symptome der Infektion äußern. Dadurch wird die eigentliche Ursache der Symptome verschleiert und häufig erst spät erkannt.

Borreliose kann sich in einer Frühform und einer Spätform äußern. Die Frühform geht meist mit dem Auftreten einer sogenannten Wanderröte einher. Hierbei entsteht um die Einstichstelle ein blasser Innenhof-Bereich, der ringförmig von einem geröteten Hautbereich umgeben ist, ähnlich einer Zielscheibe. Weitere Symptome der Frühform können Fieberschübe, Apathie, Schwellung regionaler Lymphknoten und Schwäche sein. Die Spätform einer Borreliose tritt wie der Name andeutet erst nach Monaten oder gar Jahren auf. Hierbei können rheumatische Beschwerden, Polyarthritis (schmerzhafte Entzündung mehrerer Gelenke), Lahmheiten, Lähmungen, zentralnervöse Störungen mit Verhaltensänderungen bis hin zum Tod symptomatisch sein.

 

Schutzmaßnahmen für Ihre Hunde und Freigänger-Katzen

Im Sinne von „Vorsorge ist besser als Nachsorge“ ist die Zeckenprävention die einzige wirklich effektive Maßnahme zum Schutz Ihrer Haustiere vor den oben genannten Krankheiten. Schützen Sie also Ihre Haustiere mit geeigneten und zugelassenen Mitteln. Es gibt eine große Auswahl an Wirkstoffen, die abwehrend oder abtötend auf die Zecken wirken. Durch die verschiedenen Darreichungsformen ist auch für jedes Tier eine individuelle Behandlung möglich. Es gibt Spot-On-Präparate, die auf die Haut geträufelt werden, Halsbänder oder auch oral zu verabreichende Tabletten. Lassen Sie sich individuell durch das Fachpersonal Ihrer Tierarztpraxis beraten!

 

Wichtig: Verabreichen Sie Ihrer Katze niemals Antiparasitika, die eigentlich für den Hund zugelassen sind oder vermeintlich gut gemeinte Hausmittel wie Teebaumöl. Es können Vergiftungserscheinungen auftreten, die tödlich für Ihre Katze verlaufen können!

 

Für den Hund gibt es seit einigen Jahren eine Impfung gegen Borreliose. Sie kann ergänzend zu den Antiparasitika-Behandlungen durchgeführt werden, um die Gefahr für eine schwerwiegende Borreliose-Erkrankung zu senken. Sie stellt aber natürlich kein Schutz für die anderen durch Zecken übertragbaren Erkrankungen dar.

 
Eine Schafzecke auf sandigen Untergrund.

Die Schafzecke („Ixodes ricinus“) – Europas heimliche Bewohnerin. Besonders in warmen und feuchten Zeiten tummelt sie sich in Wiesen, Wäldern und Heiden. Ein wachsames Auge im Frühling bis Herbst ist ratsam. Foto: Viktor Grabarczyk auf Unsplash

Achtung, Kontrolle!

Es ist durchaus sinnvoll Hund und Katze nach dem Spazier- oder Freigang auf Zecken zu untersuchen. Dies ist nicht nur prophylaktisch für Ihr Haustier sinnvoll, sondern kann auch Sie selbst schützen. Zecken können beim Liegen oder Kuscheln schnell auf anderen Tiere im Haushalt, die Möbel oder sie selbst abgestreift werden. Gerne halten sich die Milbentiere an weniger dicht behaarten Körperstellen wie Kopf- und Ohrbereich, Achselregion oder Innenschenkelbereich auf. Bedenken Sie aber auch weniger auffällige Bereiche, wie die innere Ohrmuschel, das Zahnfleisch oder die Analregion! Je früher eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine der Infektionskrankheiten übertragen hat. Das zum Teil mühselige Absuchen lohnt sich also durchaus!

Die Zecke sicher entfernen und entsorgen

1. Hilfsmittel zur Hand nehmen: Welches Hilfsmittel Sie für die Entfernung nutzen wollen, ist ganz Ihnen überlassen. Es gibt Zeckenzangen, -haken, -schlingen, -pinzetten und vieles mehr.

2. Hautnahes Arbeiten: Greifen Sie die Zecke an ihrem Kopf möglichst nah an der Hautoberfläche Ihres Tieres. Ziehen oder hebeln Sie sie je nach Werkzeug mit einer langsamen und gleichmäßigen Bewegung aus der Haut. Eine Drehbewegung ist dabei nicht notwendig, kann aber das Ablösen der Klebeschicht erleichtern.

3. Kontrolle: Überprüfen Sie, ob das Mundwerkzeug der Zecke vollständig entfernt wurde und nichts in Ihrem Tier zurück geblieben ist.

4. Wundversorgung: Reinigen Sie die Einstichstelle mit einem geeigneten Desinfektionsmittel.

5. Entsorgung:

 

Richtig:

  • Kleben Sie die Zecke zwischen zwei Klebestreifen und entsorgen Sie sie danach im Hausmüll.

  • Zerquetschen Sie sie in einem Papiertuch eingeschlagen mit einem Gegenstand und entsorgen Sie sie danach im Hausmüll.

  • Legen Sie die Zecke in ein abschließbares Glas mit mindestens 40%igen Alkohol.

  • Vermeiden Sie den Kontakt mit den Körperflüssigkeiten der Zecke. Diese können infektiös sein. Sind Sie in Kontakt gekommen, waschen Sie diese Körperstelle gründlich und desinfizieren Sie diese im Anschluss.

Falsch:

  • Spülen Sie die lebende Zecke nicht in der Toilette herunter. Zecken sind wahre Überlebenskünstler und können bis zu 3 Wochen unter Wasser überleben.

  • Verbrennen Sie sie nicht mit einem Feuerzeug. Das führt dazu, dass die Zecke „platzt“ und sich ihre möglicherweise infektiösen Körperflüssigkeiten in die nähere Umgebung versprengen.

  • Zerquetschen Sie die Zecke nicht mit Ihren Fingern/ Fingernägeln. Der Kontakt mit den Körperflüssigkeiten der Zecke birgt eine Infektionsgefahr.

  • Zertreten Sie sie nicht mit einem Schuh. Zum einen besteht die Gefahr, dass sie die Zecke nicht getötet haben, zum anderen können Sie am Schuh haftende Infektionserreger in Ihrem zu Hause verteilen.

 

Wichtig: Wurden sie selbst von einer Zecke gestochen, bewahren Sie das Tier zwischen zwei Klebestreifen fixiert auf. Gegebenenfalls notieren Sie sich das Datum der Entfernung und die Einstichstelle dazu. Im Falle einer Erkrankung kann die Zecke bei einer Untersuchung noch wertvolle Informationen liefern.

 

Zeckenstich – Wann sollte man zur Tierarztpraxis gehen?

Der Besuch des Tierarztes oder der Tierärztin ist angeraten, wenn Sie folgendes feststellen:

  • Beim Entfernen der Zecke ist ein Teil des Mundwerkzeuges in der Haut meines Tieres verblieben.

  • Die Hautstelle hat sich entzündet und ist nun angeschwollen, rot, eitrig, warm und/ oder schmerzhaft.

  • Um die Einstichstelle haben sich rote, ringförmige Bereiche gebildet, die sich immer weiter ausbreiten („Wanderröte“).

  • Mein Tier hatte vor kurzem einen Zeckenstich und ist nun appetitlos, schlapp, fiebrig o.ä.

 

Ein einziger Zeckenstich kann schon zu einer ernsthaften Gefahr für Sie, Ihren Hund oder Ihre Katze werden. Mit einigen Vorsichtsmaßnahmen und dem richtigen Handeln im Falle eines Zeckenstichs können Sie aber sicher und gesund durch die Zeckensaison zu kommen.

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